Audio-Andacht zum Kirchentagssonntag

Sat, 06 Feb 2021 21:22:50 +0000 von Annika Köllner

Eingeladen zum Fest des Glaubens

Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern, folgten sie den Spuren Jesu, folgten sie dem, der sie rief, und sie wurden selbst zu Boten, das der Ruf wie Feuer lief:

Refr.:
Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens. Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.

Und so kamen die in Scharen, brachten ihre Kinder mit, ihre Kranken, auch die Alten, selbst die lahmen hielten schritt. Von der Staße, aus der Gosse kamen Menschen ohne Zahl, und sie hungerten nach Liebe und nach Gottes Freudenmahl.

Refr.

Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skäptisch, manche zögernd, viele gern, folgten wir den spuren Jesu, folgten wir dem, der uns rief, und wir werden selbst zu Boten, dass der Ruf der gilt, der lief:

Refr.

Predigt zum Kirchentagssonntag über Markus 6,30-44, 7. Februar 2021,
2. Sonntag vor der Passionszeit
 
 Liebe Leserin, lieber Leser,
 
„Schaut hin“ - sagt die Polizistin den Erstklässlern, wenn sie erklärt, was zu beachten ist, wenn sie über die Straße gehen.
 
„Schaut hin“ - sagt der Lehrer und zeigt auf das Tafelbild mit den Gleichungen, die seine Schülerinnen und Schüler lernen sollen.
 
„Schaut hin“ - was in der Welt geschieht, sagen uns die Nachrichten jeden Tag.
 
Immer wieder sollen wir hinschauen, achtsam sein und aufmerksam. Die Geschehnisse beobachten, aufpassen, auch kritisch hinterfragen: Schaut hin!
 
Schaut hin – das ist das Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentages, der vom 13. bis 16. Mai in Frankfurt am Main stattfindet, wegen der Pandemie ganz anders als geplant. Digital und dezentral.
 
Mir gefällt dieses Leitwort, weil es mir sagt, genauhinzuschauen.
 
Die Aufforderung Jesu zum Hinschauen findet in einer Wundergeschichte statt, der Speisung der Fünftausend (Markus 6,30-44).
So bedeutend und richtungsweisend ist diese Erzählung, dass sie als einzige in allen Evangelien vorkommt. Die vier Evangelisten sind sich einig: alle Menschen sollen satt werden und das Leben in Fülle haben.
 
Schauen wir darum genauer hin: auf die Weisung Jesu, den vielen zu essen zu geben, fangen die Jünger an zu zählen und zu rechnen. Sie schauen also zunächst auf den Geldbeutel. Man kommt ja leicht in die Versuchung, eine Lösung zu kaufen oder die Not um sich herum zu verdrängen, auszublenden, „outzusourcen“.
 
„Schaut hin“ - wenn man das tut, entdeckt man Erstaunliches. Die Jünger hielten inne und sahen nach und stellten fest, dass sie nicht nur fünf Brote hatten, sondern auch zwei Fische.
Und sie sollen nun die wunderbare Erfahrung machen, dass das was sie haben – plus Gottvertrauen – reicht.
Wer hinschaut, wird oft überrascht, was es an Möglichkeiten und Talenten gibt, an Zwischentönen und Farben, nicht nur schwarz und weiß, hoch oder tief.
 
Wie oft aber sieht man nur die eine Farbe, hört nur den einen dumpfen Ton ….?
Wie oft lebt man aus der Perspektive des Mangels statt der Fülle?
Und wie oft fühlt man sich überwältigt von der schieren Größe der Herausforderungen: der Not so vieler Menschen, dem Ausmaß des Klimawandels und der Naturzerstörung, den weitreichenden Folgen dieser Pandemie, die uns seit einem Jahr beherrscht und bedroht.
Am liebsten würde man nicht hinschauen.
 
Der Mangel aber hat nicht das letzte Wort, denn die Geschichte geht weiter.
Sie regt zum Perspektivwechsel an.
Markus erzählt: „Jesus sah auf zum Himmel“. Er lebte vertrauensvoll vor, dass bei Gott nichts unmöglich ist.
Dass in Gottes Händen fünf Brote und zwei Fische reichen.
Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: „Glauben empfangen wir von Gott immer nur so viel, wie wir für den gegenwärtigen Tag gerade brauchen. Der Glaube ist das tägliche Brot, das Gott uns gibt.“
 
Schaut hin – wir werden eingeladen, auf Gottes Kraft zu vertrauen. Die Dinge aus Gottes Blickwinkel zu sehen und uns den verzagten und ängstlichen Blick nehmen zu lassen.
Weil Gott nicht wegschaut, wollen wir das auch nicht tun.
Wie Gott wollen wir genau hinschauen, wo sich Menschen freuen und wo sie leiden.
Und entsprechend handeln.
 
„Schaut hin“ ist aber mehr als ein Auftrag. Denn zuerst schaut Gott hin.
Das ist die Verheißung, aus der wir Mut schöpfen und unser Blickfeld weiten. Die schönen und bekannten Worte des „Kleinen Prinzen“ könnten wir so umschreiben: „Man sieht nur mit dem Herzen Gottes gut“.
 
Ohne Zeit zum Innehalten, ohne Gebet, ohne Gottes Wort und ohne ein Aufschauen zum Himmel würden wir vor der weltweiten Not oder der Angst vor dem Mangel schlicht kapitulieren.
 
Das Schauen ist mehr als ein bloßes Sehen. Es bedeutet:  genau Wahrnehmen und zugleich urteilen und handeln.
„Wenn du wissen willst, wie Gott kommt“, sagte einst Helmut Gollwitzer, „dann musst du dort hinschauen, wo verachtete Winkel sind, wo ausgegrenzt und ausgestoßen wird, zu den schlimmsten Ecken, da ist Gott. Getreten, machtlos, liebend kommt er von ganz da unten her.“
 
So wollen auch wir genau hinschauen: wo Menschen im Alter vereinsamen, wo junge sich vor der Zukunft fürchten, wo Mitmenschen die Welt nicht mehr verstehen und Verschwörungstheorien anhängen, wo Kinder Angst vor dem Morgen haben.
 
Wenn man Orientierung braucht oder wieder zur Mitte fnden will, könnte man die Bibel mal in der Mitte aufschlagen. Die Chancen sind gut, beim Psalm 119 zu landen, dem Kirchentagspsalm: „Herr, öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz“ (Psalm 119,18)
 
Der Beter hat erfahren und wir dürfen es auch: wenn Gott mir die Augen öffnet, sehe ich die Welt, wie sie ist, in ihrem Glanz und Elend und in ihrer Buntheit und Anmut. Ich sehe die Welt nicht nur wie sie ist, sondern auch, wie sie sein könnte.
„I have a dream“ - Ich habe einen Traum.
Dein Reich komme.
 
Ja, Gott, öffne mir die Augen, damit ich deine neue Welt erkenne und Freude habe, an ihr mitzuwirken, sie so zu gestalten, dass es eine gerechte, liebens- und lebenswerte ist, erfüllt von deinem Schalom.  
 
Schaut hin – aber nicht allein, sondern gemeinsam.
Was übersehe ich? Wovor verschließe ich die Augen? Was will ich nicht sehen?
Für diese Fragen brauche ich andere, die mit mir auf dem Weg sind, Freunde, Wegbegleiter, die Gemeinde.
Allein laufe ich immer Gefahr, manches zuübersehen.
 
 Schaut hin – die Aufforderung zum Hinschauen finden wir noch einmal am Ende des Markusevangeliums.
Als die Frauen am Ostermorgen zum Grab Jesu gehen und es leer finden.
Und der Engel ihnen sagt: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht ,da ist die Stätte, wo sie ihn hinlegten.“
 
Im Hinschauen werden auch wir mit dieser Hoffnung bestärkt, die uns zuversichtlich weiter gehen lässt.
Denn der Auferstandene geht uns, unseren Gemeinden und Kirchen voraus.
Er macht uns Mut, uns mit ihm auf den Weg zu machen, um das Leben in seiner ganzen Fülle zu finden.
Schaut hin.
Amen.

Wir haben Gottes Spuren festgestellt

Ref.: Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen,
Gott wird auch unsre Wege gehn,
uns durch das Leben tragen

Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen,
Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Blühnende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet,
Sklaven, die durch das Wasser gehn, das die Herren überflutet.

Refr.
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